Das Verbindungsstück unseres Unterschenkels zu unserem Fuss ist das Sprunggelenk. Eigentlich müsste man sagen, die Verbindung sind die beiden Sprunggelenke. Das Sprunggelenk ist nämlich in ein oberes und ein unteres Sprunggelenk aufgeteilt, die jeweils für verschiedene Fussbewegungen verantwortlich sind. Das Sprunggelenk ist vor allem durch Bänder gesichert und eines der häufigsten verletzten Gelenke im Alltag.
Um die Verletzung des Sprunggelenks besser zu verstehen, braucht es Grundkenntnisse der Anatomie. Das obere Sprunggelenk bildet das Talocrurale Gelenk; gebildet von der Malleolen-Gabel (Anteile vom Wadenbein und Schienbein) und einem Fussknochen, der oberhalb des Fersenbeines (Calcaneus) liegt, dem Talus. Das Talocrurale Gelenk ist ausschliesslich für die Fusshebung und Fusssenkung zuständig. Auf der Aussenseite ist es von 3 Bändern fixiert. Dem vorderen und hinterem Talofibularen Band (Ligamentum Talofibulare anterius/posterius) und dem Calcaneofibularem Band (Lig. Calcaneofibulare). Auf der inneren Seite ist das obere Sprunggelenk durch das mediale Kollateralband, auch Lig. Deltoideum genannt, gesichert.
Das untere Sprunggelenk besteht wiederum aus zwei Gelenken. Zum einen aus dem vorderen unteren Gelenk, dem Subtalaren Gelenk, und dem hinteren unteren Gelenk, dem Talocalcaneonavicularen Gelenk. Bei Bewegungen im unteren Sprunggelenk bewegen sich die beiden Gelenke (vorderes und hinteres) immer gleichzeitig. Sie sind für die laterale und mediale Abkippung (Eversion/Inversion), sowie für die Hebung des lateralen bzw. medialen Fussrandes zuständig (Pronation/Suppination). Indirekt beteiligts sich das obere Sprunggelenk auch an den Drehbewegungen, da je nach Drehung eine Flexion oder Extension dazu kommt. Die beiden unteren Sprunggelenke sind ebenfalls durch einen ausgiebigen Bandapparat gesichert, da sie bei Verletzungen des Sprunggelenks aber nicht typisch betroffen sind, wird in diesem Artikel nicht weiter darauf eingegangen.
Die häufigste Verletzung des Sprunggelenks ist das Suppinationstrauma. Dabei kommt es zur Überdehnung oder zum Riss des lateralen Bandapparates, meistens des vorderen Talofibulare- oder des Calcaneofibulare-Bandes. Für den Behandlungsentscheid eines Suppinationstrauma ist die Einteilung der Symptome in Schweregrade hilfreich.
Grad 1: Fuss belastbar, kleines Hämatom, Schwellung – am ehesten Überdehnung/Zerrung eines Bandes.
Grad 2: Fuss eingeschränkt belastbar, Hämatom und Schwellung – a.e. Partielle Ruptur (= teilweiser Riss) eines oder mehrerer Bänder.
Grad 3: Fuss nicht belastbar, deutliches Hämatom, starke Schwellung – a.e. vollständige Ruptur eines oder mehrerer Bänder.
Therapeutisch hat dies nur bedingt eine Bedeutung. Viele Bandverletzungen des oberen Sprunggelenks können konservativ, heisst ohne Operation, behandelt werden. Die Ausnahmen bilden Verletzungen des Sprunggelenks, bei welchen alle drei Aussenbänder gerissen sind, der Fuss mehr als 15-20° seitlich nach aussen aufgeklappt werden kann oder eine chronische Instabilität besteht.
Die akute Therapie bei einem Suppinationstrauma liegt darin, den Fuss hochzulagern, zu kühlen und ruhig zu stellen. Bei Grad 2 und 3 sollte möglichst schnell eine Stabilisierung des Gelenkes mithilfe einer Orthese erfolgen. Diese Orthese sollte in den ersten 6 Wochen kontinuierlich, auch in der Nacht, getragen werden, danach noch bei stärkeren Belastungen insbesondere Risikosportarten für weitere 3 Monate. Ebenfalls sollte eine adäquate Schmerztherapie erfolgen, um möglichst schnell eine Vollbelastung zu erreichen, welche ein physiologisches Abrollverhalten ermöglicht. Starke Belastungen, wie bei Stop-and-Go-Sportarten, sollten aber für mindestens 6 Wochen vermieden werden.
Neben den Bändern können bei Verletzungen des Sprunggelenks auch knöcherne Strukturen betroffen sein. Meistens ist dabei die Malleolengabel, also entweder ein Teil des Waden- oder Schienbeines, betroffen. Um den Verdacht auf einen Bruch zu erhärten und somit die Notwendigkeit eines Röntgenbildes zu evaluieren, gibt es die sogenannten Ottawa-Kriterien. Zwei Kriterien müssen erfüllt sein: Schmerzen im Bereich der Malleolengabel + Druckschmerz in einem bestimmten Bereich oder Unfähigkeit den Fuss nach dem Trauma oder auf der Notfallaufnahme zu belasten; oder Schmerzen im Bereich des Mittelfusses + Druckschmerzen in einem bestimmten Bereich oder Unfähigkeit den Fuss nach dem Trauma oder auf der Notfallaufnahme zu belasten.
Kann im Röntgenbild eine Fraktur nachgewiesen werden, kommt eine weitere Klassifikation zum Zuge, an welcher man das weitere therapeutische Vorgehen definieren kann: die Weber-Klassifikation. Dabei wird die Lokalisation und Komplexität des Bruches im Bereich der Malleolengabel betrachtet. Je nach Klassifikation A, B oder C, kann eine konservative Behandlung erfolgen. Die konservative Therapie sieht eine Ruhigstellung und Stabilisation mit Gips, sowie ein Belastungsverbot für 4 Wochen vor. Sie kann bei allen nicht dislozierten Weber-A-Frakturen und Weber-B-Frakturen erfolgen. Alles andere sollte orthopädisch abgeklärt und versorgt werden.
Fazit: Eine Verletzung des Sprunggelenks ist sehr häufig und kann schwerwiegende Folgen haben. Jedoch können viele Verletzungen konservativ, das heisst ohne Operation, behandelt werden und nicht immer ist ein Röntgenbild notwendig. Kühlung, Stabilisierung und eine adäquate Schmerztherapie können in den meisten Fällen bereits zum Therapie-Erfolg führen.
Quellen
Imhoff, A., Baumgartner, R., & Linke, R. (2011). Checkliste Orthopädie. Stuttgart/New York: Georg Thieme Verlag.
Trentz, O., & Bühren, V. (2001). Checkliste Traumatologie. Stuttgart/New York: Georg Thieme Verlag.
Abbildung 1: Bandapparat Fuss Aussenseite,
nach AMBOSS GmbH; Bandapparat der Fussgelenke (lateral), Kapitel: Sprunggelenke und Fuss [https://next.amboss.com/de/article/8o0OdS?q=sprunggelenke+und+fuß#Zd2ffedbaf7a98ef8d1abb529b02b8c0c; Zuletzt aktualisiert: 15.12.2022; Kapitel zitiert am: 29.12.2022 um 11:11 Uhr]
Abbildung 2: Fuss Bandapparat Innenseite,
nach AMBOSS GmbH; Bandapparat der Fussgelenke (medial), Kapitel: Sprunggelenke und Fuss [https://next.amboss.com/de/article/8o0OdS?q=sprunggelenke+und+fuß#Zd2ffedbaf7a98ef8d1abb529b02b8c0c; Zuletzt aktualisiert: 15.12.2022; Kapitel zitiert am: 29.12.2022 um 11:11 Uhr]
Abbildung 3: Ottawa-Kriterien bei Sprunggelenkverletzungen;
nach Durst, H., Hartl, M., & Speer, J. (10. Februar 2017). Sprunggelenkdistorsion: Wann röntgen, wie behandeln? ARS MEDICI.
Student Humanmedizin
Medizinischer Content-Provider (MED4LIFE)
4.8% der schweizerischen Bevölkerung leidet laut einer Umfrage aus 2019 an Kaufsucht. Dies spiegelt eine Umfrage aus dem Jahr 2003, wobei die Anzahl an Online-Kaufsüchtigen zum ersten Mal erfasst wurde. Demnach leidet 3.8% der Bevölkerung an einer physischen Kaufsucht in herkömmlichen Läden, 2.9% sind online-kaufsüchtig (Faktenblatt zu Kaufsucht – prevention.ch, 2021).
Die Studie zeigt, dass das Bildungsniveau das Kaufverhalten prägt: Personen mit geringerem Bildungsgrad sind häufiger kaufsüchtig. Auch sind jüngere Personen häufiger von Kaufsucht betroffen als ältere. Bei den Geschlechtern teilt sich das Konsumverhalten: Frauen kaufen eher modische Accessoires wie Schuhe, Kleidung und Kosmetik, Männer lieber Technik. Insgesamt befinden bis zu 21% der schweizerischen Bevölkerung in einer Vorstufe der pathologischen Kaufsucht, dem sogenannten risikoreichen Kaufverhalten.
Wie ist Kaufsucht definiert?
Eine eigenständige Diagnose für die Kaufsucht gibt es derzeit noch nicht, sie zählt aber allgemein zu den sogenannten „Verhaltenssüchten“. Dazu gehören zum Beispiel Spiel- und Glücksspielsucht. Auch wenn sich die Wissenschaft also noch nicht einig ist, wie Kaufsucht definiert werden soll, kann man sich an folgenden Merkmalen orientieren:
Doch Vorsicht: Auch bei einer Hypomanie oder Manie kann es zu unkontrolliertem Kaufverhalten kommen. Wenn das exzessive Kaufen zusammen mit weiteren Anzeichen einer Manie auftritt, wie vermindertes Schlafbedürfnis, Appetitlosigkeit, unkontrolliertem Rededrang, Ideenflucht und körperlicher Unruhe sollte dringend medizinischer Rat aufgesucht werden.
Wie äussert sich Kaufsucht?
Hier gibt es kein einheitliches Bild – die Kaufsucht äussert sich bei jedem Betroffenen anders. Manche Betroffene kaufen sich teure, exklusive Artikel. Andere sind auf der Suche nach Schnäppchen. Es gibt Betroffene, die unaufgefordert Geschenke für ihre Freunde und Familie besorgen. Die einen suchen nur im Internet, die anderen sind im Handel unterwegs. Mischformen kommen ebenfalls vor. Viele Betroffene durchlaufen auch längere Phasen, in denen sie ihrer Kaufsucht nicht nachgehen. Wichtig in der Diagnostik der Kaufsucht sind somit vor allem die oben genannten Merkmale (Kaufsucht, 2021).
Wer wird kaufsüchtig?
Alle Betroffenen haben eine objektbezogene Werteorientierung. Diese kann aber verschiedene Ursachen haben. Man geht davon aus, dass eine gewisse psychische Vulnerabilität häufig bereits vor der Kaufsucht besteht. So stecken hinter einer Kaufsucht manchmal zum Beispiel Depressionen, soziale Ängste, Persönlichkeitsstörungen (Borderline-Störung, narzisstische Störung, etc.) oder eine schwierige Kindheit. Allerdings muss die Kaufsucht nicht auf einer psychischen Krankheit gründen. Es gibt auch intrinsische Auslöser; negative Gefühlszustände wie Trauer, Frustration, Langeweile und ein geringes Selbstwertgefühl. Durch den Kauf ist die Stimmung kurz gehoben, dies ist aber kurzlebig – nach kurzer Zeit setzt meist Reue ein.
Wie kann man Kaufsucht behandeln?
Wenn Kaufsucht vorliegt, wird empfohlen, eine Verhaltenstherapie durch einen Psychotherapeuten bzw. einer Psychotherapeutin in Anspruch zu nehmen. Der entscheidende Punkt ist allerdings, dass der oder die Betroffene selbst die notwendige Änderungsmotivation mitbringt. Da das Kaufen eine alltägliche Aktivität ist, kann man es nicht komplett vermeiden. Das heisst, das therapeutische Ziel liegt darin, ein kontrolliertes Kaufverhältnis zu etablieren. Dabei werden die hinter der Sucht verborgenen Bedürfnisse und Enttäuschungen analysiert. Im nächsten Schritt werden alternative Verhaltensweisen gesucht, die zum Vermeiden der Kaufexzesse führen. Zusätzlich kann man das therapeutische Angebot sinnvoll ergänzen: zum Beispiel durch Selbsthilfegruppen, Schuldnerberatung und weitere psychotherapeutischen Angebote (Musiktherapie, Bewegungstherapie, Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankungen (z.B. einer Depression).
Der Kanton Zürich bietet einen Online-Beratungsfinder für diverse Suchterkrankungen an –für stoffgebundene (Alkohol, Cannabis) und Verhaltenssüchte (Kaufsucht, Spielsucht). Durch den Beratungsfinder kann man angeben, welche Art von Angebot man sich vorstellt, beispielsweise mit Onlinetools, vor Ort mit anderen Betroffenen oder durch Fachpersonen in einer Klinik oder Ambulanz. Es lohnt sich in jedem Fall, dieses Tool auszuprobieren – auch wenn man nicht im Kanton Zürich wohnt. Es werden nämlich viele internetbasierte und ortgebundene Angebote ausserhalb des Kantons Zürich empfohlen: https://suchtpraevention-zh.ch/safer-use-und-sucht/verhaltenssuchte/kaufsucht/ („Kaufsucht – Shopping-Sucht“, o. J.).
Was kann ich selbst gegen Kaufsucht tun?
Betroffene können diese Sofortmassnahmen auch ohne Hilfe durchsetzen:
Kaufsucht ein zunehmendes Phänomen. Mit ein Grund dafür ist der stark wachsende Online-Markt sowie die Tatsache, dass Kaufhürden tendenziell gesenkt werden (z.B. durch One-Click-Zahlungen online oder kontaktlosen Kartenzahlungen vor Ort). Glücklicherweise findet dieses Phänomen zunehmend Aufmerksamkeit in der Wissenschaft. Das Angebot an Beratungs- und Behandlungsstellen wächst kontinuierlich. Kaufsucht ist ein Krankheitsbild, das sich durchaus behandeln lässt. Wer sich gerne vertiefter mit dem Thema beschäftigen möchte, für den gibt es an dieser Stelle noch eine Filmempfehlung: „Shopaholic – die Schnäppchenjägerin“ (Originaltitel: „Confessions of a Shopaholic“). In diesem Film geht es um eine junge Frau in New York City, die an einer ausgeprägten Kaufsucht leidet. Er basiert auf zwei Romanen von Sophia Kinsella.
Quellen
Faktenblatt zu Kaufsucht—Prevention.ch. (2021, März 16). prevention.ch. https://www.prevention.ch/article/faktenblatt-zu-kaufsucht
Kaufsucht. (o. J.). Gesundheitsportal. Abgerufen 12. Oktober 2022, von https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/sucht/kaufsucht.html
Kaufsucht: Wenn Konsum zur Krankheit wird. (2021, Juli 2). https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/sucht/kaufsucht-wenn-konsum-zur-krankheit-wird/
Kaufsucht—Shopping-Sucht. (o. J.). Suchtprävention. Abgerufen 12. Oktober 2022, von http://suchtpraevention-zh.ch/safer-use-und-sucht/verhaltenssuchte/kaufsucht/
Assistenzärztin (MED4LIFE)
Obwohl die DNA-Forschung ihre Ursprünge in der Medizin hat, findet sie heute in den verschiedensten Bereichen Anwendung. So kann die Lebensmittelindustrie dank der Gentechnik Lebensmittel züchten, welche länger haltbar sind oder weniger anfällig für Schädlinge. Die Forensik wiederum nutzt DNA-Analysen, um Verbrecher aufzuspüren oder Verdächtige zu entlasten. Trotz dieser verschiedenen neuen Anwendungsgebiete hat die Genetik in der Medizin nicht an Relevanz verloren. Im Gegenteil – die Humangenetik ist ein aufstrebendes Gebiet der modernen Medizin. Sie befasst sich mit dem Erbgut des Menschen und liefert Hinweise zu verschiedenen Erbkrankheiten, deren Therapie und teilweise auch deren Prävention.
Doch was ist DNA, wieso ist sie so wichtig für das Leben auf der Erde und vor allem, kann ich meine DNA schützen? Genau diese Fragen werden in diesem Artikel behandelt und sollen einen kleinen Einblick in die Humangenetik ermöglichen.
Was ist DNA?
Die DNA ist der Träger unserer Erbinformationen. Ein Massenspeicher. Ausgeschrieben steht DNA für Desoxyribonukleinsäure. Aufgebaut ist die DNA aus jeweils zwei Strängen bestehend aus Nukleotiden. Diese setzen sich zusammen aus Zucker Desoxyribose, Phosphaten und vier verschiedenen Basen. Die Basen sind Adenin, Thymin, Guanin und Cytosin. Jede Base hat seinen festen Partner. So binden sich die Basen mithilfe von Wasserstoffbrücken miteinander – Adenin immer mit Thymin und Guanin mit Cytosin. Die Nukleotide sind in einem Strang nebeneinander aufgereiht und die Base bindet mit seinem jeweiligen Partner vom Gegenstrang. So entsteht eine Doppelhelix, zwei miteinander und umeinander verdrillte Einzelstränge.
Ein Abschnitt dieser Doppelhelix wird Gen genannt. Auf den Genen sind alle möglichen Eigenschaften des lebenden Organismus codiert, von sichtbaren Körpermerkmalen wie Haarfarbe, Augenfarbe oder Körpergrösse bis hin zu den nicht Sichtbaren wie zum Beispiel der Risikofaktor, an Brustkrebs zu erkranken. Allele sind Varianten eines Gens. Ein Beispiel dazu: Jeder Mensch besitzt Gene, welche die Augenfarbe bestimmen, aber nicht jeder hat das Allel für blaue Augen. Die DNA ist um Histone (Proteine) gewickelt, sodass Chromosomen entstehen. Der Mensch besitzt 46 Chromosomen, die jeweils paarweise vorkommen. 44 Autosomen und zwei Geschlechtschromosomen. Anders als Autosomen, die nummerisch geordnet sind, werden Geschlechtschromosomen mit Buchstaben angegeben. Sind zwei X-Chromosomen vorhanden, handelt es sich bei diesem Menschen um eine Frau. Männer hingegen haben ein X- und ein Y-Chromosom.
Was ist Trisomie 21?
Die Chromosomen kommen deshalb paarweise vor, weil immer eines von der Mutter und das andere vom Vater vererbt wird. Bei der Befruchtung kann es vorkommen, dass ein Chromosom zu viel oder zu wenig von der Mutter oder vom Vater weitergeben wird. Oft ist ein Fötus mit einer Chromosom-Störung nicht lebensfähig, was zu einem Schwangerschaftsabbruch führt. Allerdings gibt es Ausnahmen. Eine der bekanntesten ist die Trisomie 21, auch bekannt unter dem Namen «Down Syndrom». Bei der Trisomie 21 handelt es sich um ein zusätzliches Chromosom auf dem einundzwanzigsten Chromosomenpaar.
Was schädigt die DNA?
Strahlungen:
Ungesunder Lebensstil:
Die eigene DNA schützen
Die DNA wird von Generation zu Generation vererbt und ist schon vorgegeben. Trotzdem sind unsere Gene durch Umweltfaktoren beeinflussbar. Die Epigenetik ist ein Fachgebiet der Biologie, die sich genau mit dieser Frage auseinandersetzt: Durch welche Faktoren werden die Zellen beeinflusst? Da der menschliche Körper aus Zellen besteht und die DNA in den Zellen vorzufinden ist, gilt vereinfacht gesagt: Behandelt man seinen Körper gut, behandelt man auch sein Erbgut gut.
Quellen
Röntgen: Wie es funktioniert, worauf man achten sollte. (o. J.). Stiftung Gesundheitswissen. https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/gesundes-leben/koerper-wissen/roentgen-wie-es-funktioniert.
Student Humanmedizin
Medizinischer Content-Provider (MED4LIFE)
Durch die weltweit alternde Bevölkerung steigt auch die Zahl an Demenzerkrankungen. Laut WHO wird sich die Zahl der Betroffenen bis 2050 praktisch verdreifachen – von 50 Millionen auf 150 Millionen Menschen weltweit (Patterson, World Alzheimer Report 2018.) Demenz ist in der Schweiz und in vielen anderen europäischen Ländern der häufigste Grund für eine Einweisung in ein Pflegeheim. Dennoch tritt die Erkrankung heute in vielen Ländern später ein als in der Vergangenheit. Dies ist Fortschritten in Bereichen wie der Gesundheitsversorgung, Ernährung, Bildung und Lebensstilmodifikationen zu verdanken. Ist es möglich, Demenz vorzubeugen und welche Massnahmen helfen tatsächlich?
Was ist eine Demenz?
Demenz ist keine Krankheit, sondern beschreibt eine Sammlung von Symptomen, die unterschiedliche Ursachen haben können. Insgesamt gibt es über 50 Krankheitsformen. Die Alzheimer-Demenz kommt bei 75% der Betroffenen vor. Merkmale aller Demenzformen sind eine anhaltende und fortschreitende Beeinträchtigung des Kurz- und Langzeitgedächtnisses und des Denkens. Dazu kommen oft Persönlichkeitsveränderungen, Verhaltensveränderungen und neurologische Auffälligkeiten wie Gangstörungen. Häufig kommen auch psychiatrische Auffälligkeiten, wie eine Depression hinzu. Frühe Anzeichen einer Demenz sind meist ein gestörtes Frühzeitgedächtnis, Orientierungsstörungen, Wortfindungsstörungen und Stimmungsschwankungen. Als betroffene Person vergisst man zum Beispiel häufig, wo man seine Schlüssel hingelegt hat oder kann sich nicht mehr an einen vertrauten Weg erinnern. Zudem reagieren viele Demenzerkrankte aufgrund des Verlustes der Unabhängigkeit mit Unruhe, Reizbarkeit, Feindseligkeiten bis hin zu aggressivem Verhalten. (Demenz – MSD Manuals)
Welche Demenzformen gibt es?
Die verschiedenen Demenzformen kann man in primäre und sekundäre Demenzen einteilen. Primäre Demenzen haben ihren Ursprung im Gehirn und sind eigenständige Krankheitsbilder. Dazu gehören Alzheimer-Demenz, vaskuläre Demenz, Lewy-Body Demenz und Frontotemporale Demenz. Sekundäre Demenzen sind eher selten und treten im Rahmen einer anderen Erkrankung auf, wie einer Alkoholabhängigkeit oder Vitaminmangelerkrankung.
Verantwortlich für die Demenz sind neurodegenerative Veränderungen. Bei einer Demenz sterben sukzessive Nervenzellen ab, die Nervenverbindungen zwischen den Nervenzellen gehen verloren. Man geht davon aus, dass bei circa einem Prozent der Betroffenen einer Alzheimer-Demenz die Erkrankung auf eine genetische Mutation zurückzuführen ist (Demenz, NetDoktor). Es gibt typische Unterschiede zwischen den verschiedenen primären Demenzen. Eine Alzheimer-Demenz beginnt meist schleichend und verschlimmert sich eher langsam. Die vaskuläre Demenz hat einen plötzlichen Beginn und die Symptome nehmen schubweise zu. Die Lewy-Body Demenz ist seltener und ist von Parkinson-Symptomen wie einem verlangsamten Bewegungsablauf, Muskelstarre und Halluzinationen (Stimmenhören, optische Bilder) begleitet. Die Frontotemporale Demenz äussert sich primär in einer Wesensveränderung mit Verlust der Manieren und auffälligem Sozialverhalten. Oft äussert sich das Verhalten in Form von aggressiver und gereizter Stimmung des Betroffenen bis hin zu sexueller Enthemmung und Distanzlosigkeit gegenüber anderen. Die Gedächtnisstörungen treten meist erst später auf.
Vorbeugende Massnahmen gegen Demenz
Mit der Thematik der Vorbeugung gegen Demenz hat sich eine Studie genauer befasst (Livingston et al., 2020). Diese Studie basiert auf der Prüfung vieler anderer Studien und Meta-Analysen aus der ganzen Welt. So wurde festgestellt, dass es insgesamt 12 veränderbare Risikofaktoren für eine Demenz gibt. Diese sind einerseits soziale Faktoren, wie geringe Bildung, soziale Isolation und Luftverschmutzung; Andererseits körperliche und psychische Ursachen wie Bluthochdruck, Diabetes, Depressionen, Hörverlust, körperliche Immobilität und Kopfverletzungen. Zuletzt gelten auch die folgenden Lifestyle Faktoren als Risiko: Rauchen, übermässiger Alkoholkonsum und Übergewicht . Bis zu 40% aller Demenzerkrankungen könnten laut der Studie verhindert oder zeitlich verzögert werden, wenn diese Risikofaktoren eliminiert werden.
Somit ergeben sich die folgenden 10 Ansätze zur Prävention einer Demenz:
Wichtig: diese Faktoren bestimmen nicht definitiv, ob man eine Demenz entwickelt oder nicht. Demenz ist in manchen Fällen genetisch veranlagt oder tritt als Folge anderer Erkrankungen auf. Trotzdem spricht die Evidenzlage eindeutig dafür, die oben genannten Faktoren zu berücksichtigen. Insbesondere primäre Demenzformen, wie die Alzheimer-Demenz, können dadurch zeitlich um Jahre verzögert oder ganz vermieden werden.
Quellen
Demenz: Formen, Symptome, Behandlung. (o. J.). NetDoktor. Abgerufen 14. September 2022, von https://www.netdoktor.ch/krankheiten/demenz/
Demenz—Neurologische Krankheiten. (o. J.). MSD Manual Profi-Ausgabe. Abgerufen 14. September 2022, von https://www.msdmanuals.com/de/profi/neurologische-krankheiten/delir-und-demenz/demenz
Livingston, G., Huntley, J., Sommerlad, A., Ames, D., Ballard, C., Banerjee, S., Brayne, C., Burns, A., Cohen-Mansfield, J., Cooper, C., Costafreda, S. G., Dias, A., Fox, N., Gitlin, L. N., Howard, R., Kales, H. C., Kivimäki, M., Larson, E. B., Ogunniyi, A., … Mukadam, N. (2020). Dementia prevention, intervention, and care: 2020 report of the Lancet Commission. The Lancet, 396(10248), 413–446. https://doi.org/10.1016/S0140-6736(20)30367-6
Patterson, C. (o. J.). World Alzheimer Report 2018—The state of the art of dementia research: New frontiers. London: Alzheimer’s Disease International, 2018, 48.
Assistenzärztin (MED4LIFE)
Fakten und Anwendungstipps
Eine Möglichkeit, seiner Gesundheit etwas Gutes zu tun, ist der Gang in die Sauna. Als Sauna wird ein trockenes bis heisses Raumluftbad bezeichnet. Saunieren dient der Körperreinigung durch Abtransport von Stoffwechselendprodukten. Falls Sie aus gesundheitlichen Gründen nicht sicher sind, ob ein Gang in die Sauna für Sie geeignet ist, konsultieren Sie zuvor Ihre Ärztin oder Ihren Arzt.
Im Normalfall erfolgen im Wechsel heisse und kalte Phasen. Im heissen Intervall wird die Pulsfrequenz deutlich gesteigert. Dadurch wird die Thermoregulation, die Durchblutung der Haut und die Schweissbildung angeregt. 400 bis 800 ml Flüssigkeit können durch die Schweissbildung abgegeben werden. Deshalb wird der oder dem Saunierenden empfohlen, Trinkwasser immer in Griffweite zu halten. Damit kann einem Kreislaufversagen vorgebeugt werden. Bevor das Durstgefühl einsetzt, sollte man Wasser zu sich nehmen.
Der Verbleib in der Sauna kann 10 bis 15 Minuten betragen. Je nach gewünschter Intensität und Erfahrung kann die oder der Schwitzende zwischen unterschiedlichen Kabinen mit Temperaturen (i.d.R. 60° bis 90° Celsius) sowie einem tieferen oder höheren Sitzbereich wählen. Es ist auch möglich, die Zeit liegend in der Sauna zu verbringen. Die letzten Minuten vor dem Verlassen der Sauna sollten jedoch im Sitzen verbracht werden, um den Körper auf das Aufstehen vorzubereiten. Unmittelbar danach sollte man einige Minuten sitzend, stehend oder langsam gehend verbringen. Dies ist auch eine gute Gelegenheit, in geringen Mengen zu trinken. Anschliessend folgt eine kalte Anwendung; normalerweise besteht diese aus einem kalten Bad. In den Erholungsoasen gibt es diverse Möglichkeiten wie Eisbecken, Eisabreibung, Regen- oder Eimerduschen, die alternativ oder ergänzend angewendet werden können. Die Kälteanwendung führt zu einer Pulsreduktion. Darauffolgend können ein warmes Fussbad und eine ausgewogene Ruhepause, in der das Auskühlen verhindert werden soll, genossen werden. Lassen Sie sich Zeit dabei! Der Gang in die Sauna ist eine zeitintensive und lohnende Art zu entspannen.
So unterschiedlich schwitzt Europa
In Europa fallen Sauna-Erlebnisse ganz unterschiedlich aus. Unbekleidet geschwitzt wird in Finnland. Nicht einmal ein Handtuch für die Bank ist nötig. Frauen und Männer befinden sich dabei in getrennten Bereichen. Es kommt auch vor, dass Bier und Apfelwein in der Sauna getrunken wird oder zwischen den Saunagängen am offenen Feuer gegrillt wird. Aus medizinischer Sicht wird von Alkoholkonsum in der Sauna dringend abgeraten. Bis 2010 war das Saunieren überdies sportliche Disziplin in Finnland. Nach dem tödlichen Unfall eines Teilnehmers wurden die «Sauna World Championships» eingestellt. Ein ehrgeiziger Russe hat versucht, der Hitze von 110° Celsius mit Schmerzmitteln länger als möglich zu trotzen.
Eine andere Bedeutung hat die Sauna in Russland. Auch die Russen gehen weitgehend unbekleidet saunieren. Als Kopfbedeckung wird jedoch der «Banja-Hut» getragen. Oft saunieren Frauen und Männer getrennt. Um die Durchblutung der Haut noch stärker anzuregen, nehmen die Saunierenden Birkenzweige zum «Abklopfen» der Haut mit in die Sauna. In der Vorstube, der «Predbannik», wird ein Birkenbesen in einer Schüssel mit kochend heissem Wasser eingeweicht, bis ein angenehmes Aroma von Waldluft aufsteigt. Doch aufgepasst: Wer in städtischen Gebieten eine erholsame Sauna oder eine «Banja» sucht, sollte vorsichtig sein. Das Schild «Sauna» bezeichnet oft ein erotisches Lokal, was reichlich wenig mit den obengenannten Aspekten zu tun hat.
Immer nach Geschlechtern getrennt wird in Schweden. Es wird sowohl unbekleidet als auch mit Handtuch geschwitzt. Die Sauna gilt als Ort der Pflege, der sozialen Kontakte als auch der Tätigung der Geschäfte. So kommen in Schweden auch mal bis zu 50 Leute in die Sauna.
In Lettland wird auf ein Handtuch verzichtet. Die Besucher setzen sich nackt auf ein Holz- oder Plastikbrett. Sie gönnen sich eine Massage mit Zweigbündeln. Als Fauxpas gilt hier, sich ohne Wollmütze barhäuptig zurückzulehnen.
Im Adamskostüm schwitzen die Österreicher. Wer zwischen den Saunagängen im Café-Bereich eine Melange zu sich nimmt, sollte jedoch einen Bademantel tragen. Auf Selfies oder Fotos in der Sauna sollte verzichtet werden.
Wie die Nordeuropäer machen es die Deutschen. Sie gehen unbekleidet in die Sauna. Es gilt die Regel «Kein Schweiss aufs Holz». Deshalb ist immer ein Handtuch dabei. Frauen und Männer saunieren grösstenteils gemeinsam. Je nach Einrichtung werden zudem eigene Damen-Saunen angeboten.
Allein die Vorstellung einer Sauna treibt den Franzosen die Schamesröte ins Gesicht. Wenn es eines in Frankreich nicht gibt, dass sind es nackte Menschen in der Sauna.
Wie ist es in Italien? Freizügige Italienerinnen und Italiener? Nicht in der Sauna. Die beiden Geschlechter schwitzen zwar zusammen, jedoch «bitte nicht ohne». Lediglich im Südtirol, aufgrund der unzähligen Touristen, schwitzt man unbekleidet. Weitaus niedriger als in der klassischen finnischen Sauna (90°) sind die Temperaturen in Italien (70°).
Als unpassend empfinden das gemischte Saunieren die Spanier. Das Saunieren ist hier nur im Bikini, Badeanzug oder Badehose denkbar. Die Spanier bringen das gemeinsame Schwitzen vor allem mit Kuraufenthalten und somit «kranken» Menschen in Verbindung. So sind öffentliche Saunas in Spanien kaum zu sehen.
Im katholischen Polen erfolgt der Gang in die Sauna üblicherweise in Badekleidung. Es sei denn die Sauna ist ausdrücklich als «textilfrei» gekennzeichnet.
Deshalb sollte man regelmässig in die Sauna gehen
Der regelmässige Gang in die Sauna stärkt die körpereigene Abwehr und somit das Immunsystem. Durch die immer wiederkehrende Anregung durch die warmen und kalten Intervalle bleibt das Kreislaufsystem auf Trab. Dadurch schöpft man neue Energie und fühlt sich im Nachhinein besser.
Man geht auch davon aus, dass der regelmässige Gang in die Sauna (1-2-mal pro Woche) die Lebenserwartung um drei Jahre erhöht. Dank der Weitung der Blutgefässe steigert sich die Durchblutung der Haut und es wird eine bessere Sauerstoffversorgung gewährleistet. Dies führt zu einer Verbesserung des Hautbilds.
Auch für Ausdauersportler bringt der Gang in die Sauna positive Auswirkungen mit sich. Durch das Training und die Reinigung der Atemwege kann im Sport mehr Leistung erbracht werden. Zudem regt das Saunieren die körpereigene Produktion von Glückshormonen wie Serotonin und Endorphinen an, welche eine Verbesserung des Wohlbefindens mit sich führen. Auch bei Einschlafproblemen kann mit einem Gang in die Sauna bestenfalls dagegengewirkt werden.
Quellen
Seidel, J. (2017). Handbuch Physiotherapie – Thermotherapie (1. Auflage). KVM – Der Medizinverlag
Dr. Kolster Verlags-GmbH, ein Unternehmen der Quintessenz-Verlagsgruppe
BDAE (2018). Weltweit – In anderen Ländern in die Sauna: So unterschiedlich schwitzt Europa (Ausgabe März 2018). BDAE – Leben und Arbeiten im Ausland. https://www.bdae.com/journal/945-in-anderen-laendern-in-die-sauna-so-unterschiedlich-schwitzt-europa
Hussain, J. & Cohen, M. (2018). Clinical Effects of Regular Dry Sauna Bathing: A Systematic Review. Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine, vol. 2018, Article ID 1857413. https://doi.org/10.1155/2018/1857413
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Die Pubertät ist sowohl für das Kind als auch für die Eltern eine sehr prägende Zeit. Das Kind wird vom Mädchen zur Frau oder vom Jungen zum Mann. Das Erscheinungsbild verändert sich sehr stark, die Geschlechtsreife wird erlangt und es finden auch massive neurologische Veränderungen statt. In diesem Artikel möchte ich vor allem auf die neurologischen Veränderungen eingehen. Sie sind eine mögliche Erklärung für Verhaltensweisen von Kindern in der Pubertät, die Eltern teilweise nicht nachvollziehen können.
Im Artikel zur kindlichen Entwicklung des Gehirns wurde die Pubertät bereits kurz aufgegriffen. Dort lag der Fokus vor allem auf dem sogenannten Pruning. Das Pruning beschreibt eine Reduktion der Synapsen im Gehirn mit dem Ziel, die Effizienz zu steigern. Durch weniger Synapsen wird der Energieverbrauch des Gehirns reduziert. Gleichzeitig werden Synapsen, die sich im bisherigen Leben als wichtig herausgestellt haben, verstärkt ausgebildet. Es findet also eine massgebende Veränderung statt. Ein Dozent des Joint Medical Masters HSG-UZH beschreibt das Pruning folgendermassen: Es ist wie ein Systemupdate eines technischen Geräts, welches das Erwachsensein ermöglicht. Diese Synapsenveränderungen sind numerisch nicht wirklich nachvollziehbar, doch sie sind mit Sicherheit tiefgreifend und betreffen alle Hirnareale. Diese massive Veränderung im Gehirn ist auch eine biologische Erklärung für das, was Eltern manchmal als Hirngespinste von Pubertierenden auffassen.
Dies kann die elterliche Erziehung in der Pubertät erschweren, da gewisse negative Verhaltensweisen einen eindeutigen biologischen Hintergrund haben. Nebst den neurologischen Veränderungen gibt es einen zweiten biologischen Aspekt, welcher gewisse Verhaltensweisen nicht unbedingt rechtfertigt aber zumindest erklärt. Pubertierende Kinder haben die höchsten Hormonspiegel überhaupt und Hormone können sich auf unser Verhalten auswirken. Ein pubertierender junger Mann hat beispielsweise einen extrem hohen Testosteronspiegel, was eine biologische Begründung dafür ist, dass viele junge Männer während dieser Zeit sehr impulsiv sind. Als Eltern stellt sich die Frage, wie man damit optimal umgeht. Das Kind ist für seinen Hormonspiegel nicht verantwortlich, aber Eltern dürfen dennoch auch erwarten, dass dieses impulsive Verhalten beispielsweise nicht den ganzen Familienalltag beeinflusst. Diese Balance ist sehr schwierig, aber man geht davon aus, dass Aufklärungsarbeit die besten Ergebnisse liefert. Wenn dem pubertierenden Kind bewusstgemacht wird, wie entscheidend die biologischen Vorgänge in seinem Körper gerade sind, kann das Kind in der Regel besser damit umgehen. Denn oft sind die Jugendlichen selbst etwas orientierungslos in dieser Zeit und sind froh um eine „Erklärung“ für ihr eigenes Verhalten.
Die Pubertät birgt jedoch noch einen weiteren Aspekt, der die Beziehung zwischen Eltern und Kind oftmals auf die Probe stellt. Da sind einerseits die erwähnten neurologischen Veränderungen und erhöhten Hormonspiegel. Andererseits ist da auch noch ein massiver neurologisch bedingter Freiheitsdrang. Dieser Freiheitsdrang ist biologisch nur in Ansätzen fundiert geklärt. Experten gehen davon aus, dass das Pruning eine tragende Rolle spielt in der Entwicklung dieses starken Freiheitsdrangs. Es gibt auch Annahmen, welche jedoch schwer final zu belegen sind, dass der lange hierarchisch gepflegte Erziehungsstil kombiniert mit dem Pruning diesen Freiheitsdrang auslösen.
Eine Komponente, die den Freiheitsdrang vermutlich stark fördert ist das erstmalige Treffen von eigenen grossen Entscheidungen. In der obligatorischen Schulzeit sind sich Kinder gewöhnt, dass ihr Alltag für sie definiert wird. Mit dem Übertritt in die nachfolgende Ausbildung (Lehre, Maturität, 10. Schuljahr etc.) eröffnen sich dem dann mitten in der Pubertät befindlichen Kind erstmals grosse Entscheidungsmöglichkeiten. Dieses Entdecken einer gewissen Freiheit und Entscheidungsmöglichkeit, erneut kombiniert mit dem Pruning, ist verstärkt vermutlich den Freiheitsdrang. Das kann natürlich Spannungen hervorrufen, da sich Eltern nicht alles gefallen lassen wollen und auch nicht dürfen. Auch hier ist es nach Expertenmeinungen am zielführendsten, das Kind bei Entscheidungen miteinzubeziehen. Ein als besonders vielversprechender Weg ist das gemeinsame Aufstellen von Regeln (Eltern und Kind); das pubertierende Kind kann dann seinen Freiheitsdrang innerhalb dieser Regeln ausleben.
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Trauer ist grausam. Trauer ist individuell. Nach einer gewissen Zeit der Trauer stellt sich ein seltsames Gefühl ein. Man fragt sich oft, was die Person um die man trauert, in dieser Situation gewollt hätte. Viele fragen sich auch, ab wann sie nach einem Trauermoment wieder glücklich sein „dürfen“. Dieser Artikel soll diese psychologischen Themen aufgreifen und Denkanstösse für Betroffene liefern.
Ich habe mich bewusst für Denkanstösse und nicht für beispielsweise einen „Leitfaden“ entschieden. Jede Person trauert anders, zeigt dies anders und verarbeitet die Situation auf andere Weise. Diese Individualität erschwert auch den medizinischen Umgang mit Trauer. Einerseits ist es enorm schwierig, eine trauernde Person bei Bedarf adäquat und den Wünschen entsprechend zu unterstützen und zu begleiten. Andererseits sind Trauerratgeber oftmals sehr vage formuliert oder basieren einfach auf persönlichen Meinungen und Erfahrungen. Das sind zwei Faktoren, welche den Umgang mit Trauer für Aussenstehende erschweren.
Man kann aber auch in der so individuellen Trauer einheitliche Züge und Tendenzen ausmachen. In diesem Artikel möchte ich mich jedoch nicht primär auf die Trauer selbst, sondern auf den Zeitraum um das Ende der intensivsten Trauerzeit fokussieren. Denn hier lässt sich einer dieser erwähnten einheitlichen Züge im Rahmen der Trauer feststellen: Fast jede trauernde Person hinterfragt in dieser Zeit der Trauer ihr eigenes (Trauer-)Verhalten. Wann darf man beispielsweise nach dem Tod der Grossmutter, die man geliebt habt, wieder aufrichtig glücklich sein? Weil die Trauer ein Prozess und kein Event ist, gibt es keinen festgelegten Zeitpunkt. Doch es gibt Optionen.
Versuchen Sie, wenn für Sie der erste intensivste Trauermoment bewältigt zu sein scheint (Auch hierzu gibt es keinen Zeitplan! Das können zwei Tage, zwei Wochen oder auch zwei Monate sein) bewusste Räume der Trauer zu schaffen und sich im Alltag zunehmend von der Trauer loszulösen. Diese bewussten Zeiten der Trauer können beispielsweise nach der Arbeit oder vor dem Schlafengehen sein. Das bewusste Trauern hilft Ihnen, dass die Trauer im Alltag nicht weiter Überhand nimmt und Sie sich dennoch ganz bewusst mit sich, Ihrer Trauer und der Person, um die Sie trauern, auseinandersetzen. In diesem Zeitraum darf die gesamte Aufmerksamkeit dem Trauern gewidmet werden. Wichtig ist, dass Sie diesen Raum der Trauer zeitlich festlegen. Diese Zeitdauer ist individuell wählbar. Für gewisse Personen können das fünf Minuten intensive Auseinandersetzung mit der Trauer sein, andere können Stunden dafür brauchen.
Abschliessend soll nun auf die Verhältnismässigkeit von Trauer eingegangen werden. Oft wird man als trauernde Person danach bewertet, wie man mit der Trauer umgeht. Dem stehe ich sehr kritisch gegenüber. Denn Trauer ist von Erinnerungen und von Emotionen geprägt und nicht rational geleitet. So kann beispielsweise für ein Kind der Tod des Hamsters eine genauso starke Trauerreaktion auslösen wie der Tod der Grossmutter, wenn es eine enge Bindung dazu hatte. Als Aussenstehende sollte man daher Emotionen der Trauer niemals bewerten oder gar abwerten. Diese Trauerbewertung geschieht oftmals nur sehr subtil, doch sie kann gerade in der bestehenden Trauersituation sehr verletzend sein.
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Dieser Artikel soll die arbeitsmedizinische Relevanz von Asbest aufzeigen und die damit verbundenen Krankheiten erläutern. Asbest ist seit 1990 gesetzlich verboten, doch man muss davon ausgehen, dass fast jedes vor 1990 erbaute Gebäude mit asbesthaltigen Materialien bestückt ist. Dieses Thema ist also nach wie vor sehr aktuell, da ein Grossteil der Gebäude und Häuser in der Schweiz vor 1990 erbaut wurden.
Vorab soll jedoch geklärt werden, was Asbest überhaupt ist, wo er überall vorkommt und weshalb er gefährlich ist. Asbest beschreibt eine mineralische Naturfaser, die im Gestein vorkommt und im Baugewerbe lange verwendet wurde. Asbestfasern zeichnen sich durch ihre Festigkeit, sowie die Hitze- und Säurebeständigkeit und auch die wasserabweisende Wirkung aus. Ohne die gesundheitsschädigende Wirkung wäre Asbest also fast schon ein Wunderstoff, da er viele technisch relevante Anforderungen erfüllt. Die Gesundheitsrisiken wurden leider erst relativ spät entdeckt (um 1970) und seit der Entdeckung verging aufgrund langanhaltender Lobbyarbeit aus dem Baugewerbe noch einmal viel Zeit, bis sich 1990 in der Schweiz ein Asbestverbot etablierte.
Asbestfasern wurden häufig zum Zement beigefügt und bringen so die oben genannten Eigenschaften in den Zement. Zudem wurden die eher kurzen Fasern des Asbests in weichen organischen Massen eingesetzt, um so beispielsweise Beläge, Beschichtungen oder Gummidichtungen zu optimieren. Asbest kann in einem Haushalt also fast überall vorkommen. Besonders häufig kommt Asbest in Decken, Treppen, Dächern, Wänden und Türen sowie Rohrleitungen vor. Es ist jedoch sehr wichtig zu erwähnen, dass der Asbest in der verbauten Form kaum ein Gesundheitsrisiko darstellt. Gefährlich wird der Asbest vor allem dann, wenn die asbestbesetzten Produkte bearbeitet werden. Wird beispielsweise in eine Fassade gebohrt oder ein Rohr nicht fachgemäss ausgebaut, können feine Teile der Asbestfasern in die Luft gelangen.
Feinste Asbestfasern (diese Fasern werden auch als Asbeststaub bezeichnet) können eingeatmet werden und sich dann in den Lungenbläschen, fachsprachlich Alveolen, absetzen. Diese Fasern kann der menschliche Körper kaum abbauen und die Fasern setzen sich dadurch dauerhaft in der Lunge ab. Das heisst, dass alle asbestbedingten Krankheiten auf die Atemwege zurückzuführen sind. Problematisch ist vor allem, dass asbestbedingte Lungenerkrankungen eine sehr hohe Latenzzeit haben. Das heisst, dass zwischen dem Einatmen der feinen Asbestfasern und dem Auftreten von Symptomen sehr viel Zeit vergeht. Genau beziffern kann man diese Zeitspanne nicht, sie beträgt jedoch im Minimum 15 Jahre, in der Regel sogar bis zu 30 Jahren. Das bringt also die Schwierigkeit, dass Betroffene zum Teil jahrelang gar nicht merken, dass sie dem Asbest ausgesetzt waren und eine dadurch bedingte Lungenerkrankung entwickeln.
Dies erschwert dann initial auch die Diagnosefindung, weil die Ursache so viele Jahre zurückliegt. Asbest ist sicherlich stark krebserregend, doch es gibt auch weitere Lungenerkrankungen, welche die Asbestfasern auslösen können. Die Bekannteste ist die sogenannte Asbestose. Die Asbestose entsteht, wenn sich die Lunge durch den Asbeststaub krankhaft verändert und sich im Lungengewebe Narben bilden. Der Asbeststaub wirkt nicht nur auf die oben erwähnten Alveolen, sondern auch auf das umliegende Bindegewebe der Lunge. Der schädliche Umbau des Bindegewebes wird Fibrosierung genannt, das Resultat ist eine asbestbedingte Lungenfibrose. Die Intensität der Asbestose ist proportional zur Expositionsdauer mit dem Asbeststaub.
Abschliessend kann also festgehalten werden, dass Asbest trotz einem mittlerweile langjährigen Verbot nach wie vor eine Gefahr darstellt. Die Gefahr besteht jedoch in den allermeisten Fällen nur bei der Bearbeitung von Materialien, die Asbest beinhalten. Prävention ist der wichtigste Faktor, wenn es um die Gesundheit in Zusammenhang mit Asbest geht! Diese besteht aus Aufklärungsarbeit – einerseits darüber, was Asbest ist, andererseits darüber, ob Asbest im zu bearbeitenden Gebäude vorkommt. Eine Probenentnahme vor Bauarbeiten an Gebäuden, die vor 1990 erbaut wurden, verhindert Asbestfälle sehr effektiv.
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Eine gesunde Work-Life Balance ist mittlerweile einer der meistgenannten Wünsche bei Bewerbungsgesprächen. Die Work-Life Balance beschreibt das Wechselspiel zwischen in der Regel vorgegebenen Berufsanforderungen und einem persönlichen Handlungsspielraum, den man nach Belieben selbst ausgestalten kann. Die Balance zwischen den beiden ist individuell und wird von jeder und jedem für sich selbst bestimmt. Dabei gibt es einen klaren Trend, wenn man die arbeitenden Altersgruppen betrachtet. Die ältere arbeitende Generation (45-65 Jahre) lässt Work und Life eher ineinander verschmelzen und vermeidet ein zu klares Abstrahieren. Die jüngere Generation, allen voran die Generation-Z, verfolgt hingegen meist den Ansatz, Arbeit und Privatleben sehr strikt voneinander zu trennen. Zudem gibt es einen von der Generation Z ausgehenden sehr starken Wunsch nach mehr Freizeit und weniger Arbeit. Starke Indizien dafür sind die Erwägungen einer Vier-Tage-Woche und das immer häufiger gesuchte Teilzeitmodell.
Wie hängen eine gesunde Work-Life Balance und Prokrastination zusammen?
Einer der wichtigsten Punkte, der sowohl den Work- als auch den-Life Aspekt betrifft, ist das Vermeiden von Prokrastination. Prokrastinieren bedeutet, eine Aufgabe immer wieder aufzuschieben. Dieser Effekt zeigt sich im Work-Aspekt jedoch ganz anders als im Life-Aspekt. Bei der Arbeit hat Prokrastination einen sehr grossen psychologischen Effekt! Sie vermindert die Leistungsfähigkeit und reduziert auch nachhaltig das Interesse an anderen Aufgaben, die erledigt werden müssen. In der Freizeit hat Prokrastination eher eine Stimmung des Nachtrauerns zur Folge.
Daher sind die folgendenden Punkte entscheidend für eine nachhaltige Work-Life Balance:
Diese drei Punkte verhindern zusammen das Prokrastinieren und die Reflexion hilft dabei, zukünftige ähnliche Aufgaben optimiert zu bewältigen.
Ein neuer Aspekt für eine gelungene Work-Life Balance betrifft die freien Tage. Den allermeisten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ist vor allem das Wochenende wichtig, um den Life-Aspekt auszuleben. Dabei stehen oft die Erholung sowie Hobbys im Vordergrund. Machen Sie sich auch hier einen groben Zeitplan. Denn für den psychologischen Erholungseffekt ist es ganz entscheidend, dass die Erholung auf einer aktiven Entscheidung beruht und nicht passiv geschieht. Wenn Sie beispielsweise ausschlafen wollen und einen lockeren Samstag im Garten anstreben, versuchen Sie, das bewusst zu machen. Wenn Sie einfach passiv in den Tag hineinleben, ohne dass der lockere Tag eine bewusste Entscheidung ist, wird der Erholungseffekt danach viel kleiner ausfallen. Dabei hilft es auch, in die aktive Erholung kleinere Aktivitäten einzubauen.
Das Prokrastinieren kann auch abseits des Arbeitslebens vorkommen und die Work-Life Balance negativ beeinflussen. Wenn Sie beispielsweise schon immer einmal Fallschirmspringen wollten und es bis heute nie gemacht haben, sind Sie in diesem Hinsicht der Prokrastination verfallen. Um dem vorzubeugen ist beispielsweise eine jährliche «Bucketlist» von grösseren Erlebnissen/ Ausflügen ein sehr effizientes Mittel. Diese Liste hilft dabei, immer wieder eine kleinere Herausforderung zu erleben, welche den Life-Aspekt bereichert.
Wer sich längerfristig in einer Dysbalance zwischen Arbeit und Leben sieht, steht vor der Herausforderung, diese aktiv zu ergründen. Das ist oftmals gar nicht so einfach, denn die Dysbalance kann auf beide Seiten gehen, und sowohl im Work- als auch im Life-Aspekt können Probleme auftreten, die eine schlechte Work-Life Balance begünstigen. Wenn Ihnen dabei auffällt, dass in Ihrem Fall ausschliesslich die Arbeit zu einer schlechten Work-Life Balance beiträgt, sollte als erstes ein Gespräch mit den Mitarbeitenden oder dem Vorgesetzten angestrebt werden, um die Probleme anzusprechen. Eine Dysbalance zugunsten der Arbeit kann längerfristig zu einem Burnout führen.
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Der Reflux, oder medizinisch auch die gastroösophageale Refluxkrankheit (Abkürzung GERD) genannt, ist eine Erkrankung, unter der 10-20% der Bevölkerung leiden. Umgangssprachlich wird es als Sodbrennen bezeichnet.
Unsere Speiseröhre (Ösophagus) reicht als Schlauch vom Mund bis zum Magen. Der untere Teil der Speiseröhre wird von einem Muskelring, dem sogenannten Ösophagussphinkter umschlossen. Dieser Sphinkter hat die Funktion, den unteren Teil der Speiseröhre zu verschliessen, damit keine Magensäure und Speisereste aus dem Magen in die Speiseröhre zurückfliessen können. Beim Essen ist dieser Sphinkter normalerweise geöffnet, damit die Nahrung in den Magen gelangen kann. Der Magen schützt sich selbst vor der Magensäure durch eine spezielle Magenschleimhaut. Da die Speiseröhre keine solche schützende Schleimhaut besitzt, wird sie deshalb durch zurückfliessende Magensäure gereizt oder sogar geschädigt. Dies wird als Reflux bezeichnet. Ein solcher Reflux geschieht, wenn der Druck im Magen zu hoch ist und der Ösophagussphinkter deshalb nicht korrekt schliessen kann. Ein Reflux wird zudem begünstigt durch eine Gewichtsszunahme, fetthaltige Speisen, Koffein- und kohlensäurehaltige Getränke, Alkohol, Tabakkonsum und bestimmte Medikamente. Der Reflux tritt auch je nach körperlicher Position vermehrt auf, zum Beispiel im Liegen, weil die Schwerkraft nicht wirken kann.
Das typische Symptom des Refluxes ist das Sodbrennen, das Patienten als brennende Schmerzen hinter dem Brustbein beschreiben. Die Regurgitation, umgangssprachlich saures Aufstossen, kann das Sodbrennen begleiten. Bei der Regurgitation gelangt Mageninhalt wieder zurück in die Speiseröhre, teilweise sogar bis in den Mund, was zu Halsschmerzen, Heiserkeit, Husten oder dem Gefühl, einen Kloss im Hals zu haben, führen kann. Selten kann der Mageninhalt auch in die Lunge gelangen, was wiederum zu Husten oder Atemproblemen führen kann. Bei einem chronischen, also langanhaltenden Reflux können Betroffene teilweise eine Schluckstörung entwickeln. Seltenere Symptome des Refluxes sind ein unangenehmer Geschmack im Mund, Oberbauchschmerzen, chronische Lungenerkrankungen und säurebedingte Zahnschäden. Wenn die Magensäure über längere Zeit in die Speiseröhre zurückfliesst, kann dies zu Geschwüren in der Speiseröhre, Verengung der Speiseröhre, Speiseröhrenentzündung, Veränderung der Zellen der Speiseröhrenschleimhaut oder zu fehlgebildeten Zellen in der Speiseröhre führen. Die fehlgebildeten Zellen können nach einer Zeit zu Speiseröhrenkrebs entarten.
Um die Refluxkrankheit zu diagnostizieren, müssen die oben beschriebenen Symptome mindestens einmal pro Woche auftreten. Der Reflux ist in der westlichen Bevölkerung ein relativ häufiges Problem. Das Auftreten ist unter Männern und Frauen gleichmässig verteilt. Die Diagnose eines Refluxes wird meist mit einer Endoskopie der Speiseröhre und dem Magen sowie mit einer Gewebsprobenentnahme gestellt. Ein weiterer möglicher Test ist die pH-Wert Bestimmung, bei der der Säuregehalt der Speiseröhre gemessen wird. Weiter gibt es noch die Manometrie, bei der der Druck des Ösophagussphinkters gemessen wird.
Es gibt viele Möglichkeiten, um einem Reflux vorzubeugen. Dazu gehören ein reduzierter Alkoholkonsum, ein Rauchstopp, ein gesundes Körpergewicht und der Verzicht auf üppige Mahlzeiten. Eine Erleichterung bringt auch ein erhöhtes Kopfteil des Bettes, damit der Reflux durch die Schwerkraft weiter reduziert wird. Wenn die Lebensstilanpassungen nicht wirken, wird der Reflux medikamentös mittels Protonenpumpenhemmer oder manchmal auch mittels Histamin-2-Blocker behandelt. Der Protonenpumpenhemmer dient zur Verminderung der Magensäureproduktion und stellt die wirksamste Behandlung des Refluxes dar. Damit diese Medikamente ihre Wirkung vollständig entfalten können, müssen sie über eine Dauer von vier bis zwölf Wochen eingenommen werden.
Sollten die Beschwerden bestehen bleiben gibt es als letzte Option noch die Operation, die sogenannte Fundoplikatio. Diese Operation wird Patienten angeboten, die die Medikamente nicht vertragen, keine Dauermedikation einnehmen möchten, oder bei denen sehr grosse Mengen an Magensäure in die Speiseröhre zurückfliessen und so sekundär zu Geschwüren, Blutungen oder Entzündungen führen. Die Operation wird minimalinvasiv mit einem Laporoskop gemacht. Es gibt verschiedene Operationsarten. Das Ziel ist bei allen, dass der Übergang der Speiseröhre zum Magen verengt wird, damit dort keine Magensäure mehr zurückfliessen kann.
Durch die Veränderungen im Magen nach dem Eingriff kann es zu unerwünschten Symptomen kommen, die die Lebensqualität verschlechtern. Das Gasbloat-Syndrom ist eine mögliche Komplikation, die nach der Operation auftreten kann. Dieses Syndrom führt dazu, dass die Person nicht mehr aufstossen kann. Das Auftreten und die Prägnanz dieser sogenannten postgastrektomischen Symptome ist stark abhängig von der Art der durchgeführten Operation. Das beste therapeutische Mittel, um diese Symptome nach der Operation zu mindern, ist die Einhaltung spezieller diätetischer Massnahmen, weshalb die betroffenen Patienten häufig eine Ernährungsberatung brauchen. Im Langzeitverlauf berichten viele Patienten von einer Besserung und im Allgemeinen von einer Lebensqualitätssteigerung nach der Operation.
Quellen
Franzke, T., Jähne, J. (2012). Postoperative Syndrome und Lebensqualität nach Eingriffen am Magen. Allgemein- und Viszeralchirurgie up2date, 6(3), 179–190. https://doi.org/10.1055/s-0031-1298551
Lynch, K. L. (2022). Gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD). MSD Manual. https://www.msdmanuals.com/de/heim/verdauungsstörungen/speiseröhrenerkrankungen-und-schluckstörungen/gastroösophageale-refluxkrankheit-gerd
Pohl, D., Gutschow, C. & Rogler G. (2019). Refluxkrankheit. Universitätsspital Zürich. https://www.usz.ch/krankheit/refluxkrankheit/
Thieme via medici (2022, 30. Dezember). Operationsverfahren am Ösophagus und ösophagogastralen Übergang. https://viamedici.thieme.de/lernmodul/8721500/4958194/operationsverfahren+am+ösophagus+und+ösophagogastralen+übergang#_92B8FF82_5926_443B_A57B_FA8D6FE08667
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Medizinische Content-Providerin (MED4LIFE)