Was bedeutet Leben? Woher kommen wir? Was tun wir hier? Und wohin gehen wir? Warum werden wir geboren? Und was gilt es in einem Leben zu erfahren? Wer leitet uns an? Was beseelt uns? Was bewegt uns? Dies sind individuell zu beantwortende Fragen, wobei die Antwort jeweils auf der zugrundeliegenden Weltanschauung und Kultur basiert. Möglicherweise gibt es so viele Antworten darauf wie es Menschen gibt.
Gehen wir von unserer christlichen Religion aus, erhalten wir zum Woher keine oder nur sehr vage Antworten. Immerhin wird uns vermittelt, dass die Seele nach dem Tod in die Ewigkeit eingeht, wo sie je nach Lebensführung in den Himmel erhoben oder in die Hölle verdammt wird. Zu diesem Zweck gibt es einen Gott, der über uns und unsere Lebensführung urteilt. Das Leben ist dann dementsprechend so zu führen, dass man möglichst nicht in die Hölle kommt. Um dies zu vermeiden haben die christlichen Kirchen Anleitungen und Rituale entwickelt. Über Jahrhunderte hinweg haben sich die Menschen an diesen äusseren Hilfen orientiert. Vielleicht haben sie dadurch aber auch ihren inneren Kompass etwas aus den Augen verloren.
Auch in anderen Kulturen finden wir die unterschiedlichsten Erklärungen und Anleitungen zur Führung eines Menschenlebens. Dabei spielten immer die grundlegenden Bedürfnisse der Menschen – wie Sicherheit und Zugehörigkeit – eine entscheidende Rolle. In vielen Kulturen und Religionen war es nur wenigen vorbehalten, die entsprechenden Regeln zur Lebensführung zu bestimmen und vorzugeben. Die Gefahr dabei war und ist immer noch, dass die Menschen dadurch ihre Selbstverantwortung abgeben. Heute haben Religionen und Kulturen massiv an Hoheit eingebüsst, an ihre Stelle sind Ersatzreligionen und Experten getreten, die den Menschen die Welt erklären und ihnen sagen, was sie zu tun haben. Unsere Welt des Konsums ist heute unsere Kultur, unsere Basis, während Social Media die Rituale ersetzt hat. Wir befinden uns nach wie vor und immer mehr in einer massiven Abhängigkeit von Äusserlichkeiten. Geändert haben sich ledliglich die Inhalte, auf die wir gebannt schauen und denen wir hinterherrennen.
Wie finden wir zu unserer Eigenverantwortung zurück? Wie werden wir Schöpfer unseres Lebens, das wir selber gestalten? Wie können wir lernen, herauszufinden, was wir brauchen und was uns dient, ohne anderen oder dem grossen Ganzen zu schaden? Wie würde es sich anfühlen, wenn wir das Zepter wieder in die eigenen Hände nehmen würden? Was wäre, wenn wir realisieren würden, welch immense Kraft uns innewohnt? Das Zauberwort in diesem Kontext heisst Selbstermächtigung. Niemand kann uns den entscheidenden Schritt abnehmen, wenn wir merken, dass es Zeit ist, die Anleitung für unseren Seelenplan aktiv und selbstbewusst in die Hand zu nehmen. Mit grosser Wahrscheinlichkeit ist mit diesem Schritt auch ein hohes Mass an Loslass-Arbeit verbunden. Es bedingt, die vielen „Abhängigkeiten im Aussen“ loszulassen, wenn wir Schöpfer und Schöpferinnen werden wollen.
Somit startet die eigentliche Arbeit mit der Suche nach den Abhängigkeiten. Wo bin ich gefangen in Situationen, Beziehungen und Mustern, die mich lähmen? Wo bedarf es eines beherzten Schritts hin zur Veränderung? Dies kann das Auflösen eines Arbeitsverhältnisses, das Beenden einer Beziehung oder die Aufgabe eines nicht dienlichen Musters sein. Nach der Befreiung beginnt die Suche nach dem Sinn meines Daseins. Eine erste Sinnfrage könnte die Suche nach Talenten und Fähigkeiten sein, die Frage auch, was ich werden wollte, als ich klein war. Was war damals mein Traumberuf? Oft zeigte sich da schon die Berufung, weil wir den Seelenplan noch im Auge und im Herzen hatten.
Was für Glaubensmuster kann ich loslassen? Eltern, Lehrer und andere nahestehende Menschen prägen uns ein Leben lang, sofern wir nicht die Muster und Glaubenssätze sortieren und ausmisten. Das heisst erkennen, was hilfreich ist und mitgenommen werden kann und was wir getrost hinter uns lassen können. Dies erfordert eine ehrliche Auseinandersetzung mit sich und all denen, die uns geprägt haben. Wenn Muster hinterfragt wurden und das eigene Dasein gemäss Seelenplan erkannt wurde, kann auch die Arbeit an den Beziehungen starten. Mit wem verbringe ich meine Zeit und tausche mich aus? Wenn ich mir meiner selbst bewusst bin, wähle ich auch bewusst die zu mir passenden Menschen. Auch das kann bedeuten, dass ich eine Beziehung aufgeben muss. Aufräumen heisst oft aufbrechen zu neuen Dimensionen und Erfahrungen und gleichzeitig Altes loslassen.
Schliesslich gelangen wir in der Tiefe zu den Mustern und Glaubenssätzen, die uns anleiten, aber auch blockieren können. Oftmals sind dies nicht unsere eigenen Schöpfungen, sondern wir haben sie unbewusst übernommen. Es lohnt sich, diese hervorzukramen und in Ruhe zu überprüfen. Dienen sie oder lähmen sie eher? Bringen sie mich weiter oder blockieren sie mich? Vieles ist Ballast und behindert die Prozesse unseres Körper-Geist-Seelensystems. Wenn ich meinem Seelenweg folge, überprüfe ich regelmässig, welchen Mustern und Glaubenssätzen ich entspreche und ob sie mir (noch) dienen.
Mittels unterschiedlicher Techniken kann man lernen, diese Muster zu erkennen und zu transformieren. Oft braucht es dafür Anleitung und Führung, da wir am besten lernen, wenn wir „gespiegelt“ werden; das heisst im aktiven Austausch mit einem anderen Lebewesen, das uns hilft bei der Interpretation. Auch Tiere können Spiegel sein, allerdings ist es dann anspruchsvoller, die Hinweise zu lesen und wir brauchen eventuell Hilfe dabei. Der Lebensweg verläuft entlang eines Seelenplans. Wie oft wir uns verlaufen, Zusatzschlaufen nehmen oder schummeln, indem wir versuchen, Abkürzungen zu nehmen, hängt von uns ab. Es gibt den vielgerühmten freien Willen bis zu einem gewissen Grad, wenn wir erkennen, dass wir Schöpfer sind. Allerdings unterliegen wir immer noch einem grossen universellen Plan, den es in Demut anzuerkennen gilt.
Leiterin Komplementärmedizin (MED4LIFE)
Lange hat sich die Psychologie auf die Heilung klassischer Krankheitsbilder – wie z.B. Depressionen und Schizophrenie – fokussiert. Erst in den letzten Jahrzehnten entstand unter dem Schlagwort „Positive Psychologie“ ein neuer Teilbereich, der sich u.a. damit befasst, wie wir ein glückliches, zufriedenes Leben führen können.
Bausteine eines zufriedenen, glücklichen Lebens
Der Begriff Zufriedenheit anstatt Glück wird an dieser Stelle bewusst gewählt. Er bringt zum Ausdruck, dass es bei dem Themenfeld nicht darum geht, negative Emotionen wie Angst oder Wut abzulösen und durch möglichst viele Momente des (oft) kurzen Glücks zu ersetzen. Denn der Mensch ist ein Gewohnheitstier und positive Erlebnisse werden schnell zur Selbstverständlichkeit. Ziel ist vielmehr der Aufbau einer nachhaltigen Resilienz und Zufriedenheit.
Seligman unterscheidet in seiner „Glücksformel“ drei Faktoren, die unsere Zufriedenheit bestimmen: Einen Basis-Wert, der durch unsere Gene und Persönlichkeit bestimmt wird, die Umstände bzw. Umweltfaktoren und „freiwillige Faktoren“. Es ist durchaus so, dass unsere Persönlichkeit eine erste Ausrichtung vorgibt, wie optimistisch wir z.B. in die Zukunft blicken. Und auch der Bereich der Umweltfaktoren dürfte uns wohl allen bekannt sein. Aber entscheidend ist der letzte Faktor, denn er besagt, dass wir selbst einen essenziellen Beitrag zu unserer Zufriedenheit leisten können! Es gilt, diesen Einflussbereich zu vergrössern und den Fokus darauf zu legen.
Das „angenehme“ Leben
Im ersten Ansatzpunkt geht es darum, wie wir positive Emotionen wie Freude, Vergnügen oder Begeisterung verstärken können. Beeinflusst werden wir dabei durch unseren Blick in die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. Beginnen wir mit der Vergangenheit. Oftmals neigen wir dazu, gerade negative Erlebnisse aus der Vergangenheit auf heute zu übertragen: „Ich habe immer Pech!“. Ziel ist es deshalb, durch Dankbarkeit und Vergebung die Wahrnehmung der Vergangenheit zu verändern. Eine Möglichkeit:
Werkzeug 1: Führen Sie ein Dankbarkeitstagebuch. Versuchen Sie es und notieren Sie sich die nächsten 4 Wochen jeweils abends drei Dinge, Menschen oder Erlebnisse, für die Sie dankbar sind!
Beim Blick in die Zukunft geht es nicht um blinden Optimismus, sondern darum, unsere Zuversicht zu stärken. Konkret heisst das, dass ich ein einzelnes, negatives Ereignis nicht als dauerhafte Katastrophe ansehe, die all meine anderen Lebensbereiche betrifft.
Werkzeug 2: Hinterfragen Sie Ihre Interpretation der Situation kritisch und geraten Sie nicht in eine Negativspirale. Schreiben Sie auf, was Sie gerade beschäftigt, oder sprechen Sie mit einem vertrauten Menschen. Ist es wirklich so schlimm? Ist Ihre Erklärung für einen Konflikt wirklich sinnvoll oder gibt es Alternativen?
Der Ansatzpunkt der Gegenwart zielt darauf, den Augenblick bewusst zu erleben. Was sich hochtrabend anhört, kennen wir doch alle. Wir sind auf dem Weg nach Hause und können uns am Ende gar nicht mehr erinnern, wie genau wir angekommen sind. Unser Gehirn ist darauf gepolt, auf Neues zu reagieren – also Energie zu sparen über Routinen. Dies ist durchaus sinnvoll, führt aber auch dazu, dass wir immer mehr wollen und selten zufrieden sind.
Werkzeug 3: Durchbrechen Sie Ihre Routinen und nehmen Sie einmal einen anderen Weg nach Hause.
Werkzeug 4: Nehmen Sie sich ein paar Minuten und machen Sie etwas bewusst mit allen Sinnen – z.B. ein Stück Schokolade essen oder einen Kaffee trinken.
Das „gute“ und sinnstiftende Leben
Die Verstärkung positiver Emotionen ist aber nur ein Ansatzpunkt. Zentral ist es, darüber hinaus ein für sich selbst „gutes“ und sinnstiftendes Leben zu führen. Was ist damit gemeint? Gemeinsam mit Kollegen aus dem Feld der positiven Psychologie hat Seligman 24 sogenannte „Signature/Character Strengths“ identifiziert. Dabei geht es um Stärken, die uns als Person auszeichnen und deren Ausleben für uns mühelos ist bzw. uns Energie zurückgibt. Im besten Fall erleben wir eine Art „Flow“-Moment, vergessen die Zeit und gehen in der aktuellen Tätigkeit auf. Beispiele für die Charakterstärken sind Neugierde, Ehrlichkeit oder soziale Intelligenz.
Es geht also nicht darum, Schwächen zu eliminieren, sondern Möglichkeiten zu finden, die eigenen Stärken im Alltag auszuleben. Setzen wir unsere Stärken zudem sinnstiftend ein, sind wir auf dem besten Weg zu einem nachhaltig zufriedenen Leben. Was wir dabei als sinnstiftend empfinden, gilt es für jeden persönlich zu entdecken.
Werkzeug 5: Identifizieren Sie Ihre Charakterstärken und finden Sie Wege, diese im Alltag zu integrieren. Eine kostenlose Möglichkeit bietet sich hier: VIA Character Strengths Survey & Character Reports | VIA Institute
Bei allen Vorschlägen gilt: Finden Sie heraus, was Ihnen Spass macht und fangen Sie damit an! Denn die Forschung zeigt auch: Eine Abkürzung zur nachhaltigen Resilienz und Zufriedenheit gibt es nicht. Wir sind gefordert, an uns und mit uns zu arbeiten.
Expertin für Positive Psychologie (MED4LIFE)